Die Stadt Weilburg pflegt seit vielen Jahren lebendige Kontakte zu sechs Städten in sechs verschiedenen Ländern Europas. Eine dieser Städtepartnerschaften besteht seit dem 17. November 2004 mit Colmar Berg in Luxemburg. Nun steht ein besonderes Projekt in den Startlöchern: Eine internationale Jugendbegegnung zum Thema NS-Zeit im Jahr 2025, organisiert durch den Verein „Weilburg erinnert“. Diese Initiative geht auf Martina Zimmermann, Schriftführerin im geschäftsführenden Vorstand des Vereins „Weilburg erinnert“, zurück. Ziel ist es, durch diese Begegnung den internationalen Austausch und die Erinnerungskultur in den Städtepartnerschaften zu fördern.
Am 20. und 21. Juli fand ein erstes Treffen zwischen den Vertretern aus Weilburg und Luxemburg statt. Markus Huth, der Vorsitzende von „Weilburg erinnert“, und Martina Zimmermann reisten nach Luxemburg, um die Details der Zusammenarbeit zu besprechen.
Das Treffen fand am Atert Lycée Réiden in Redange statt, einer weiterführenden Schule, die Schüler aus Colmar Berg besuchen. Anwesend waren Jeff Kohnen, der Direktor der Schule, Carole Matgen, ein Mitglied der Schulleitung und verantwortlich für internationale Austausche, Gast Jacobs und der Geschichtslehrer François Manzari.
„Diese Begegnung bietet eine einmalige Gelegenheit für unsere Jugendlichen, sich intensiv mit der Geschichte der NS-Zeit auseinanderzusetzen und gleichzeitig internationale Freundschaften zu knüpfen“, sagte Markus Huth. „Durch den persönlichen Austausch können Vorurteile abgebaut und ein tiefes Verständnis füreinander entwickelt werden.“
Martina Zimmermann ergänzte: „Es ist uns ein großes Anliegen, die Erinnerungskultur lebendig zu halten und die jungen Menschen für die Wichtigkeit der Geschichte zu sensibilisieren. Diese Jugendbegegnung ermöglicht es uns, diese Ziele in einem internationalen Kontext zu verfolgen und dadurch noch nachhaltiger zu wirken.“
Die luxemburgische Gruppe zeigte sich begeistert von der Arbeit des Weilburger Vereins und lobte insbesondere die Auszeichnung des Vereins durch Bundeskanzler Olaf Scholz im Juni dieses Jahres. Diese Anerkennung unterstreicht die Bedeutung und den Erfolg der Bemühungen von „Weilburg erinnert“ in der Erinnerungsarbeit.
Das geplante Jugendprojekt verspricht, eine wertvolle Plattform für junge Menschen aus Weilburg und Colmar Berg zu schaffen, um sich intensiv mit der Geschichte der NS-Zeit auseinanderzusetzen und die Wichtigkeit der Erinnerungskultur zu verstehen. Durch diese Begegnung sollen nicht nur historische Kenntnisse vertieft, sondern auch ein starkes Band der Freundschaft und des gegenseitigen Verständnisses geknüpft werden. Im Mittelpunkt der internationalen Jugendbegegnung stehen aktivierende, auf Selbstwirksamkeit ausgerichtete und kreative pädagogische Zugänge, die lebensweltliche Bezüge zur Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus und dem Holocaust herstellen und eröffnen.
Vom 8. Mai bis zum 10. Mai 2025 werden die Weilburger Schüler nach Luxemburg reisen, und vom 16. Juni bis zum 18. Juni 2025 werden die Luxemburger Schüler nach Weilburg kommen. An der Begegnung werden jeweils 40 Oberstufenschüler aus Luxemburg und Weilburg teilnehmen. Die Weilburger Jugendlichen möchte der Verein mit Unterstützung durch das Gymnasium Philippinum und der Wilhelm-Knapp-Schule akquirieren.
Das Programm vor Ort wird jeweils mit den Jugendlichen der Heimatgemeinde organisiert. In Weilburg umfasst das Programm den ersten Tag, an dem die NS-Zeit in Weilburg und die Geschichte der jüdischen Weilburger thematisiert wird, den zweiten Tag, an dem die Krankenmorde in der Oberlahnregion am Beispiel der Landesheil- und Pflegeanstalt Weilmünster behandelt werden, und den dritten Tag, an dem eine Besichtigung der Gedenkstätte Hadamar stattfindet. In Luxemburg liegt der Schwerpunkt auf der Résistance, unter anderem mit einem Besuch des Nationalen Museums für Widerstand und Menschenrechte in Esch sowie einem Gedenkpfad in Colmar-Berg.
Ein besonderes Highlight wird am 17. Juni 2025 eine Grillfeier an der Lahn am Bootshaus in Weilburg sein, bei der die Jugendlichen die Möglichkeit haben, in entspannter Atmosphäre Freundschaften zu knüpfen und den kulturellen Austausch zu vertiefen.
Das Projekt wird voraussichtlich durch „JUGEND erinnert international“ von der Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft und dem Auswärtigen Amt gefördert.