Pressemitteilung des Vereins „Weilburg erinnert“ vom 28.06.2022
Am 12. Mai entschied sich das Stadtparlament der Stadt Weilburg mehrheitlich gegen die Verlegung von Stolpersteinen im Stadtgebiet. Auch der Kompromissvorschlag einer Stadtverordneten, auf vielfältige Weise eine dezentrale Erinnerungskultur zu schaffen durch die Möglichkeit, sowohl Gedenkplatten an Hauswänden anzubringen als auch Stolpersteine zu verlegen und den Nachfahren und Interessenverbänden der Opfer die Entscheidung zu überlassen, fand bedauerlicherweise keine Zustimmung.
„Wir hatten auf ein anderes Ergebnis gehofft. Das ist vermutlich jedem klar. Leider hat die Stadtverordnetenversammlung der Stadt Weilburg sich gegen Stolpersteine entschieden.“, sagt Martina Zimmermann, Schriftführerin des Vereins und Lehrerin an einer Weilburger Schule. Der Vorstand von Weilburg erinnert e.V. habe sich zwischenzeitlich zusammengesetzt und beraten, wie sich der Verein nun verhält, gehört doch schließlich die „Organisation und Durchführung sowie die Erhaltung und Pflege des Gedenk-Projektes „Stolpersteine“ des Künstlers Gunter Demnig ausdrücklich für alle Opfergruppen der nationalsozialistischen Diktatur im öffentlichen Raum der Stadt Weilburg“ zu den vielfältigen Zielen des Vereins laut Satzung.
„Ja, wir sind traurig und können die Entscheidung nach wie vor nicht verstehen. Aber wir sind Demokraten und respektieren selbstverständlich die Entscheidung des Parlaments. Außer Frage steht für uns, dass wir die Entscheidung begrüßen alle Opfergruppen in den Blick des Gedenkens zu nehmen, da dies schon lange eines unserer zentralen Anliegen war“, meint Markus Huth, Vorsitzender des Vereines.
Die Arbeit des Vereines werde sich durch die Entscheidung des Parlaments nicht ändern und der Verein werde sich auch weiterhin für die Verlegung von Stolpersteinen stark machen. „Weilburg erinnert“ werde nach wie vor an die Gräueltaten des NS-Regimes erinnern, allen Opfergruppen gedenken und einen Beitrag zur Demokratiestärkung mit dem Wissen der Vergangenheit leisten, damit etwas Ähnliches bei uns nie wieder geschehen kann.
Das Jahresprogramm des Vereins wurde bereits verabschiedet, hier finden sich viele interessante Programmpunkte, zu denen der Verein herzlich einlädt. Kommende Woche startet beispielsweise ein theaterpädagogisches Projekt an der Weiltalschule Weilmünster zu den NS Krankenmorden in der Tötungsanstalt Hadamar und der Hungeranstalt Weilmünster.
Im Hintergrund arbeitet der Verein an Opferbiografien, welche noch weitestgehend unerforschten Opfergruppen entstammen.
„Im Hinblick auf die Entscheidung des Parlaments haben wir unsere Mitarbeit am kommenden vom Stadtparlament beschlossenen Projekt der Erinnerungskultur bereits angeboten. Sobald wir hierzu etwas hören, werden wir Sie natürlich über neue Entwicklungen auf dem Laufenden halten“, sagt Jona-David Bastian, stellvertretender Schriftführer des Vereines.
Der Verein freue sich über jedes neue Mitglied, dass gemeinsam mit dem Verein die Erinnerungskultur in Weilburg und der Oberlahnregion am Leben halten und die Demokratie stärken will.