
Gedenkstättenfahrt 2023 nach Rollwald
Ziel der Fahrt ist die Gedenkstätte »Strafgefangenenlager Rollwald« zwischen den Ortsteilen Nieder- und Oberroden. In dem 47.500 m² großen Kernbereich des Lagers waren 15 Baracken für die Häftlingsunterbringung erbaut worden. In jeder Baracke wurden 100 Männer untergebracht. Das Lager war durch einen vierfachen, drei Meter hohen Stacheldrahtzaun gesichert. Ab Kriegsbeginn 1939 befanden sich im Lager ca. 1.500 Gefangene und 200 Mann Wachpersonal. Die Inhaftierten stammten aus allen Teilen Deutschlands und der von Deutschland besetzten Gebiete.
Die Fahrt beinhaltet eine Führung über das als Gedenkstätte hergerichtete Gelände des ehemaligen Lagerfriedhofes sowie ein Gespräch mit Vertreter/-innen des Vereins munaVeRo (Verein für multinationale Verständigung Rodgau e.V.) über ihre Initiativen zur Recherche über das Lager und der Realisierung der Gedenkstätte. Nachfolgend finden Sie Informationen zu Fahrt, Teilnahmemöglichkeiten und geplantem Programm. Gewünschtes anklicken.
Wenn Sie Interesse an einer Mitfahrt haben, dann melden Sie sich bitte über unser Anmeldeformular unverbindlich an. Wir halten Sie dann direkt auf dem Laufenden, was die Feinplanung betrifft.
- 8.30 Uhr Abfahrt des Bus (Gimmler Reisen) ab Wetzlar, Festplatz Bachweide
- 9.00 Uhr: Abfahrt des Bus in Weilburg, ZOB am Bahnhof
- 11.15 Uhr: Programm
Begrüßung der Gruppe durch Elske und Dr. Rudolf Ostermann (Verein munaReVo). - Besichtigung der Gedenkstätte
auf dem ehemaligen Friedhof des Lagers • Erläuterungen von Dr. Rudolf Ostermann
Selbststudium der Ausstellungstafeln - 12.00 Uhr: Fußweg zur Lokalität »Taverne Alt Athen«
- 12.15 Uhr: Fortsetzung des Programms
im Restaurant »Taverne Alt Athen«
• Geschichte des Lagers
• Vergangenheitsbewältigung
• Die Arbeit des Vereins munaReVo e.V.
• Rückfragen und Diskussion - dazwischen Mittagspause
im Restaurant
Transfer nach Nieder Roden (Bürgerhaus) - 14.15 Uhr: Fußweg zurück zur S-Bahnstation
14.31 Uhr: Transfer mit der S-Bahn nach Nieder Roden
Fußweg zum Bürgerhaus Nieder Roden - 14.45 Uhr: • Begehung einer Ausstellung zum Lager
im Bürgerhaus Rollwald - Rückfahrt nach Wetzlar und Weilburg
Programmänderungen vorbehalten
Das »Lager Rollwald« war das größte von drei Stammlagern der »Gefangenenlager Rodgau«, die von Dieburg aus verwaltet wurden. Es wurde nicht von der SS geführt, sondern war eine Strafvollzugseinrichtung der Justiz, in der rechtskräftig verurteilte Strafgefangene einsassen. Also Kleinkriminelle und Gewaltverbrecher, aber auch politische Gegner des NS-Staates, Nichtsesshafte, Bettler, Homosexuelle und Menschen, die aus religiöser Überzeugung den Kriegsdienst verweigerten. Bis zu einem Drittel der Gefangenen waren nach heutigem Recht keine Straftäter. Während des Krieges saßen hier auch Tausende von Ausländern aus ganz Europa ein, die in ihren Heimatländern gegen die deutsche Besatzungsmacht gekämpft oder gegen deren Verordnungen verstoßen hatten.
Die Gefangenen wurden u.a. zur Zwangsarbeit für Rodungs- und Erschließungsarbeiten, Entwässerung der Sumpflandschaft und Bachregulierung eingesetzt. Mit Kriegsbeginn wurden sie von diesen Arbeiten abgezogen und überwiegend mit Aufträgen für die Wehrmacht, in der Rüstungsproduktion, im Munitionslager Münster/Hessen, als Hilfskräfte in der Landwirtschaft und zum Beseitigen von Kriegsschäden eingesetzt.
Die Arbeit im Lager und bei den Außenarbeiten war hart und die Bekleidung sowie Schuhwerk der Gefangenen unzureichend. Die Essensrationen reichten nicht aus und die ärztliche Versorgung war ungenügend. Zudem kamen Viele in den letzten Kriegsjahren bereits unterernährt im Lager an. Mehr als 200 Menschen starben im Lager Rollwald. Anfang 1944 wurde wegen stark ansteigender Todesfälle ein eigener Lagerfriedhof eingerichtet.
Am 26. März 1945 nahmen amerikanische Truppen das Lager Rollwald ein. Es wurde zunächst zur Festsetzung ehemaliger SS-Angehöriger genutzt und später als Kriegsgefangenenlager. Bis 1949 hatte das US-amerikanische »Prisoner of War Information Bureau« hier seinen Sitz.
Filmabend
»Dem Verein verzeiht man, dem Land nicht.«
Jüdische Fußballfans in Frankfurt
Mi., 14.09.2022, ab 19:00 Uhr
In der Stadtbibliothek Wetzlar
Bahnhofstraße 6 | D 35576 Wetzlar
Film: 45 Min. Danach Gespräch mit der Filmemacherin Natalija Köppl
Eintritt frei
Helmut »Sonny« Sonneberg ist ein waschechtes Frankfurter Original. Der heute 90-Jährige fand nach seiner verlorenen Kindheit im Faschismus seinen Weg zur »Eintracht Frankfurt«, fand dort seine Heimat. Jahrezehnte nach den NS-Gräueln sprach er erstmals über die damalige Zeit. Vier Gießener Student*innen – darunter Natalija Köppl – haben ihn nun in einem Dokumentarfilm verewigt.
Helmut Sonneberg (genannt Sonny) ist »Eintracht«-Fan durch und durch. Schon in seiner Kindheit drehte sich viel um Fußball, doch 1938, als er sieben Jahre alt war, erfuhr Sonneberg, dass er Jude sei. 1943 musste er seine Familie verlassen und kam in ein jüdisches Waisenhaus, 1945 in das KZ-Theresienstadt. Mit 16 Jahren kehrt er nach Frankfurt zurück und sucht Geborgenheit – und fand sie bei der »Eintracht«. Dort gehört er endlich dazu, niemand fragt nach seinen Erfahrungen, bis er vor gar nicht so langer Zeit beschloss, doch einmal davon zu erzählen […]
Zur Filmemacherin:
Im Vorfeld dieser Gedenkstättenfahrt, die u.a. in das Museum der Eintracht führte, fand dieser Filmabend in Wetzlar statt. Natalija Köppl hat nach der Vorführung als Gesprächspartnerin zur Verfügung gestanden. Sie ist stellvertretende Vorsitzende von Wetzlar erinnert e.V. und beteiligt an dem Filmprojekt »Zeitzeugeninterviews zur NS-Zeit« von Weilburg erinnert e.V. Sie hatte im Rahmen ihrer Masterarbeit mit drei Kommilitonen diesen Film gedreht und steht nach der Vorführung als Gesprächspartnerin zur Verfügung.