Weilburg erinnert e. V.

"WEILBURG ERINNERT" feiert 5-jähriges Bestehen mit Demokratiefest

Die Festrednerinnen und Festredner: Von links: Sjef van der Linden (Theater mini-art), Crischa Ohler (Theater mini-art), Dr. Manfred Diefenbach (Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit Limburg e. V.), Anke Föh-Harshman (Kreistagsfraktion Bündins90/DIE GRÜNEN), Ernst Richter (Wetzlar erinnert e. V.), Markus Huth, Prof. Dr. Roman Poseck (Hessischer Minister der Justiz, CDU), Tobias Eckert (MdL, SPD), Dieter Langer (Stadtrat, Bündins90/DIE GRÜNEN), Jörg Sauer (Erster Kreisbeigeordneter, SPD) und Hans-Peter Schick (Gründungsmitglied, Spielmann-Kulturverein)

Weilburg, 22. April 2023 – Unter dem Motto “Weilburg erinnert und feiert die Demokratie” fand am 22. April das erste Demokratiefest in Weilburg statt. Der Verein “Weilburg erinnert” hatte zu diesem einzigartigen Anlass eingeladen, um das 5-jährige Bestehen des Vereins zu feiern und die Werte der Demokratie zu würdigen.

Der Verein wurde am 19. April 2018 von elf engagierten Bürgerinnen und Bürgern aus Weilburg und der Oberlahn-Region gegründet und zählt mittlerweile über 60 Mitglieder.

Das Demokratiefest wurde durch den ersten Vorsitzenden des Vereins, Markus Huth, eröffnet. Unter den Festgästen waren der Hessische Minister der Justiz, Prof. Dr. Roman Poseck, der den Ministerpräsidenten Boris Rhein vertrat, sowie weitere politische Vertreter aus Kreistag, Stadtparlament, Magistrat und den Ortsbeiräten. Auch Vertreter des Theaters mini-art, des Instituts für sozialwissenschaftliche Forschung, Bildung und Beratung aus Nürnberg sowie Vertreter vieler Vereine aus der Region und Sponsorinnen und Förderer waren anwesend. In seiner Ansprache betonte Huth, dass der Verein auch weiterhin seine Bemühungen fortsetzen werde, das Bewusstsein für die NS-Vergangenheit wachzuhalten und sicherzustellen, dass sich solche Gräueltaten nie wiederholen. Seine Arbeit verbinde der Verein immer mit einem konkreten Einsatz für die Demokratie, um diese zu fördern und zu stärken.

Ein Schwerpunkt der Vereinsarbeit liege dabei auf der Aufklärung und Information von Schulen und anderen Bildungseinrichtungen. Die Vermittlung der Lektionen aus der Geschichte und die Erinnerungskultur stehen dabei im Mittelpunkt. Die Vereinssatzung trägt die Prämisse: “Wer nicht erinnert, vergisst – wer vergisst, kann schuldig werden.” Daher ist es von großer Bedeutung, sich weiterhin mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen, Fakten deutlich zu benennen, die Erinnerung wachzuhalten und zu mahnen.

Und so habe der Verein “Weilburg erinnert” in den letzten fünf Jahren zahlreiche Veranstaltungen und Projekte organisiert, um die Erinnerung an den Holocaust und die NS-Diktatur lebendig zu halten. Besonders hervorzuheben sind Theateraufführungen für Schülerinnen und Schüler, die das Bewusstsein für die schrecklichen Ereignisse schärfen. Der Verein war auch an wichtigen Gedenktagen wie dem 9. November (Erinnerung an die Reichspogrome) und dem Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus präsent. Ein besonderes Highlight war das Zeitzeugengespräch mit Esther Bejarano im März 2021 sowie das Theaterprojekt zu den NS-Krankenmorden in Weilmünster, das in Zusammenarbeit mit der Weiltalschule Weilmünster und dem Theater mini-art durchgeführt wurde, resümiert Huth.

Trotz einiger Rückschläge, wie der Ablehnung der Verlegung von Stolpersteinen in Weilburg, blickt der Verein optimistisch in die Zukunft und wird weiterhin mit einem vielfältigen Jahresprogramm in der Region Präsenz zeigen. Der Vorstand von “Weilburg erinnert” bedankt sich bei allen Mitgliedern, Unterstützern und Förderern, die durch ihre engagierte Mitarbeit und finanzielle Unterstützung die Arbeit des Vereins ermöglicht haben und weiterhin ermöglichen. Ein besonderes Dankeschön geht an die öffentlichen Geldgeber, Stiftungen, Kommunen, Vereine, Firmen und Privatpersonen, die den Verein in den letzten fünf Jahren unterstützt haben, so Huth.

Unter den Festrednern befand sich auch Justizminister Prof. Dr. Roman Poseck, der betonte, dass junge Menschen die Zukunft der Demokratie seien und dass der Verein “Weilburg erinnert” ein Vorbild in Sachen Erinnerungskultur und Demokratie sei. Er lobte den Verein “Weilburg erinnert” als Vorbild und forderte dazu auf, sich selbstbewusst für die Demokratie einzusetzen. Gründungsmitglied Hans-Peter Schick hob die Bedeutung von Toleranz und Verantwortung hervor und betonte, dass Erinnerung dazu beitrage, Fehler zu vermeiden. „Ein Demokratiefest zu veranstalten ist eine tolle Idee und ein solches Demokratiefest sollte künftig fester Bestandteil im Terminkalender der Stadt Weilburg werden“, meint Schick.

Das Demokratiefest bot den Besuchern nicht nur ein vielfältiges Programm, sondern auch die Möglichkeit, sich über die Arbeit des Vereins und anderer Partnerinnen und Partner zu informieren.

So stellte auch Birgit Mair aus Nürnberg ihr Buch “Die letzten Zeugen” vor, das einen besonderen Fokus auf die Erinnerungen von Zeitzeugen des Holocaust legt. Das Buch ermöglicht es den Lesern, Einblicke in die persönlichen Geschichten und Erfahrungen von Menschen zu erhalten, die die Schrecken des Zweiten Weltkriegs und des Holocausts miterlebt haben.

In “Die letzten Zeugen” kommen Menschen zu Wort, die als Kinder oder Jugendliche die Grausamkeiten  der Verfolgung, Entrechtung und Unterdrückung durch die Nazis am eigenen Leib erfahren haben. Ihre Erzählungen sind nicht nur historisch bedeutsam, sondern auch von großer emotionaler Tiefe. Birgit Mair gibt den Zeitzeugen eine Stimme und dokumentiert ihre Erinnerungen, um sicherzustellen, dass diese wichtigen Erfahrungen nicht verloren gehen.

Der Besuch von Crischa Ohler und Sjef van der Linden vom Theater mini-art hat den Verein besonders erfreut. Das Theater mini-art ist bekannt für seine beeindruckenden Inszenierungen und Aufführungen, die sich mit dem NS-Krankenmord auseinandersetzen. Crischa Ohler und Sjef van der Linden bringen mit ihren Inszenierungen eine einzigartige Perspektive und künstlerische Sensibilität in die Darstellung der historischen Ereignisse ein. Durch ihre Arbeit gelingt es ihnen, komplexe Geschichten und schwierige Themen auf eine Weise zu präsentieren, die das Publikum berührt, zum Nachdenken anregt und eine tiefere Verbindung zu den Erfahrungen der Zeitzeugen herstellt. In all den Jahren der Zusammenarbeit ist inzwischen eine enge Freundschaft entstanden, was zweifellos an Crischa Ohlers berührendem Grußwort zu erkennen war. „Eure künstlerische Arbeit ist ein lebendiges Zeugnis für die Kraft des Theaters, um Erinnerungen zu bewahren, Empathie zu erzeugen und eine bessere Zukunft zu gestalten“, meint Markus Huth.

Für die musikalische Unterhaltung sorgten die „Blechbüx`n“ aus Runkel. Das Ensemble besteht aus talentierten jungen Musikern, die ihre Leidenschaft für die Blasmusik teilen und mit ihren Instrumenten wahre Klangwelten erschaffen. Die Band präsentiert eine Mischung aus traditioneller Blasmusik und modernen Interpretationen bekannter Hits.  Durch ihren Auftritt beim Demokratiefest haben die Blechbüx`n gezeigt, dass Musik Menschen verbindet und gemeinsame Freude schafft. Sie haben mit ihrer Musik ein positives Zeichen für Toleranz, Vielfalt und demokratische Werte gesetzt und das Demokratiefest zu einem unvergesslichen Erlebnis gemacht.

“Wir sind überwältigt von der positiven Resonanz und dem großen Zuspruch, den wir für unser Demokratiefest erhalten haben”, sagte Martina Zimmermann, Schriftführerin und Mitgliederbeauftragte des Vereins “Weilburg erinnert”. “Es zeigt uns, dass das Interesse an der Demokratie und der Erinnerungskultur in unserer Gesellschaft groß ist.”

Das Demokratiefest in Weilburg wurde durch die Förderung der Hessischen Staatskanzlei im Rahmen des Programmes #DeinEhrenamt und der Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt ermöglicht, die den Verein “Weilburg erinnert” bei seinem Einsatz für die Demokratie unterstützen.

Bildergalerie zum Demokratiefest

Fotos ©: Peryton Film Gießen

Filmbeitrag zu Demokratiefest

Filmbericht des Regional-TV-Senders “Weilburg TV” über unser Demokratiefest am 22.04.2023

© Weilburg TV, Sabine und Ralph Gorenflo, 2023.