Weilburg erinnert e. V.

Berührendes Theaterprojekt erinnert an dunkle Geschichte vor Ort: Schüler der Weiltalschule setzen Zeichen gegen das Vergessen

(WEILBURG/WEILMÜNSTER) Ein bewegendes Kapitel der regionalen Geschichte wurde Anfang Juli auf eindrucksvolle Weise durch eine ergreifendes Theaterprojekt der Klasse G9b der Weiltalschule Weilmünster wieder lebendig gemacht. In enger Zusammenarbeit mit dem Verein “Weilburg erinnert” als Projektträger und Projektverantwortlicher und dem renommierten Theater mini-art wurde das Stück auf dem malerischen Blumenhof von Ekkehard Voigt und im Festsaal von Vitos Weil-Lahn in Hadamar insgesamt vier Mal aufgeführt. Unter dem Motto “Hinschauen statt wegsehen” bot die Aufführung einen tiefgehenden Einblick in die “Protokolle einer Auseinandersetzung mit regionaler Geschichte – Teil II: die Tötungsanstalten in Weilmünster und Hadamar zwischen 1933 und 1945.”

Die Projektpräsentation wurde mit allen Texten von den 17 Schülerinnen und Schülern der Klasse G9b mit großer Hingabe in mühevoller Eigenarbeit entwickelt. Es diente nicht nur als kreativer Ausdruck der jungen Menschen, sondern auch als aufrüttelnde Auseinandersetzung mit der düsteren Vergangenheit ihrer eigenen Region. Die fruchtbare Kooperation zwischen der Weiltalschule, dem Verein “Weilburg erinnert” und dem Theater mini-art ermöglichte es, ein tiefgreifendes Stück auf die Bühne zu bringen, das vergangene Ereignisse kritisch beleuchtete und zugleich das künstlerische Potenzial der Jugendlichen eindrucksvoll förderte.

Markus Huth, Vorsitzender des Vereins “Weilburg erinnert”, betonte die wertvolle Zusammenarbeit: “Die enge Partnerschaft mit der Weiltalschule, insbesondere mit Schulleiterin Anette Schmittel, der engagierten Fachsprecherin für Geschichte Kim Wagner sowie den projektbegleitenden Lehrerinnen Angela Krüger und Anna Weis, ist äußerst bereichernd. Das im letzten Jahr gestartete Pilotprojekt hat sich als wichtiger Bestandteil unseres Jahresprogramms etabliert.”

Unter der professionellen Anleitung von Crischa Ohler und Sjef van der Linden vom Theater mini-art setzten die jungen Teilnehmer das Projekt um und tauchten tief in die Welt des Theaterspiels ein. Die erarbeitete theatrale Collage basierte auf den bewegenden Biografien der Opfer der Hunger- und Tötungsanstalten in Weilmünster und Hadamar. Hierbei setzte sich die Klasse intensiv mit dem Thema der NS-“Euthanasie” auseinander. Innerhalb einer kurzen Woche entstand ein packendes Stück, das aus verschiedenen Blickwinkeln der Opfer und Täter präsentiert wurde und dabei auch einen Blick auf „heute“ warf.

Die ergreifende Aufführung berührte das Publikum zutiefst. Eindrückliche Szenen, die das Schicksal der unschuldigen Opfer darstellten, riefen dazu auf, die düstere Vergangenheit zu bewahren und Lehren für die Gegenwart und Zukunft zu ziehen. Die Schülerinnen und Schüler beeindruckten mit ihrem einfühlsamen Spiel und ihrer intensiven Darstellungskraft, indem sie ein schwieriges und sensibles Thema eindringlich auf die Bühne brachten.

In einer abschließenden, emotionalen Reflexion mahnte eine Schülerin eindringlich, dass die begangenen Fehler und Gräueltaten niemals wieder passieren dürfen. Sie stellte die wichtige Frage: “Haben wir aus der Geschichte gelernt? Sind wir als Menschheit besser geworden? Hass, Rassismus, Mobbing und Ausgrenzung sind nach wie vor präsent.” Die Aufführung fand ihren ergreifenden Abschluss unter anhaltendem Applaus des Publikums sowie einem herzlichen Dank von Markus Huth an alle engagierten Mitwirkenden und Unterstützer.

Manfred Schiebel, Kassierer des Vereins, bedankte sich bei der Deutschen Postcode Lotterie und der Doris Wuppermann Stiftung, die durch ihre finanzielle Unterstützung, überhaupt erst die Durchführung des Projektes ermöglicht hätten. Und Martina Zimmermann, ebenfalls Vorstandsmitglied, ergänzte: „Ein großer Dank gilt auch Vitos Weil-Lahn für die konstruktive und wertschätzende Kooperation.“

Der Verein “Weilburg erinnert” setzt sich für die Aufarbeitung der lokalen Geschichte in der NS-Zeit ein und möchte durch verschiedene kulturelle Projekte das Bewusstsein für die Vergangenheit schärfen.

Das Theater mini-art aus Bedburg-Hau ist ein renommiertes freies Kinder- und Jugendtheater. mini-art widmet sich gesellschaftlich relevanten Themen und nutzt die Kunst als Mittel, um wichtige Botschaften zu vermitteln und zur Reflexion anzuregen. Für ihr Engagement wurden Ohler und van der Linden 2020 mit dem Rheinland Thaler und etlichen weiteren Preisen ausgezeichnet.