Weilburg erinnert e. V.

“FRAGT UNS, WIR SIND DIE LETZTEN …” Online-Zeitzeugengespräch mit Esther Bejarano


Videoeinbindung mit freundlicher Genehmigung durch ARD Aktuell.

 

Die 96-jährige Shoa-Überlebende Esther Bejarano ist am Montag, dem 29. März, um 19.00 Uhr, über die Videokonferenzplattform „Zoom“ online zu Gast bei „Weilburg erinnert“. Die Zeitzeugin steht unter dem Motto FRAGT UNS, WIR SIND DIE LETZTEN den Gästen für Fragen zu ihrer Lebensgeschichte zur Verfügung. Eine Geschichte, die mit Repression, Ausgrenzung und Rassismus begann, aber mit viel Glück nicht wie für Millionen andere in der Gaskammer endete.

 

Esther Bejarano im September 2020 bei einer Lesung in Fürth (Foto: Birgit Mair)

Schon 2018 machte „Weilburg erinnert“ in Kooperation mit dem Bistum Limburg erstmalig eine Zeitzeugenbegegnung mit Holocaust-Überlebenden in Weilburg möglich. Nun führt der Verein diese Veranstaltungsreihe fort. Wegen der Coronavirus-Pandemie ist es allerdings derzeit unmöglich, mit über 80 Jahre alten Überlebenden in persönlichen Kontakt zu treten. Weilburg erinnert e. V. bietet aber nun in Zusammenarbeit mit der Landeszentrale für politische Bildung und dem Institut für sozialwissenschaftliche Forschung, Bildung und Beratung e. V. aus Nürnberg das Format „Online-Zeitzeugengespräche mit Holocaust-Überlebenden“ an.

Die Veranstaltung wird von Diplom-Sozialwirtin, Buchautorin und Rechtsextremismus-Expertin Birgit Mair moderiert, die seit 2005 mehr als dreihundert Zeitzeugenbegegnungen mit Holocaust-Überlebenden organisiert hat. Sie lenkt das etwa zweistündige Gespräch, bettet die Erzählungen der Zeitzeugin in den historischen Kontext ein und präsentiert Bilder, Dokumente und auch Filmausschnitte aus Bejaranos Leben.

Esther Bejarano wurde 1924 als Esther Loewy geboren und wuchs in Saarbrücken und Ulm auf, wo ihr Vater als Kantor und Lehrer arbeitete. Als die Nationalsozialisten an die Macht kamen, begannen unruhige Jahre. Nach den Nürnberger Rassegesetzen galt sie als sogenannte Halbjüdin. Zwei ihrer Geschwister wanderten 1937 noch rechtzeitig aus. Auswanderungsbemühungen der restlichen Familie nach 1938 scheiterten. Ihre Schwester Ruth wurde auf ihrer Flucht in Holland gefasst und später in Auschwitz-Birkenau ermordet. Die Eltern wurden Richtung Osten deportiert und 1941 in Kowno ermordet.

Für Esther Loewy folgten Jahre der Zwangsarbeit, zunächst in Auschwitz-Birkenau Steine schleppen. Sie überlebte, indem sie sich als Musikerin mit Grundkenntnissen im Klavierspiel für das Mädchenorchester meldete und dort Akkordeon spielen konnte. Das bedeutete Verschonung von der Zwangsarbeit und der Gaskammer. Nach ihrer Verlegung 1943 ins KZ Ravensbrück folgten eineinhalb Jahre Zwangsarbeit bei der Montage von Rüstungsgütern. Kurz vor Kriegsende, als die Alliierten näher rückten, wurde sie auf einen der berüchtigten Todesmärsche gezwungen. Nur mit viel Glück gelang ihr mit einigen Schicksalsgefährtinnen in einem Waldstück die Flucht und damit auch die Rettung vor den mörderischen SS-Schergen, die gnadenlos erschossen, wer nicht mehr weiter konnte.

Esther Bejarano engagiert sich seit den 1970er Jahren gegen Alt- und Neonazis, scheibt ihre Biografie „Wir leben trotzdem“, organisiert Bildungsreisen in Konzentrationslager, Zeitzeugengespräche in Schulen sowie Veranstaltungen gegen das Vergessen und steht seit mehr als zehn Jahren zusammen mit ihrem Sohn Joram von der Kölner Rapband „Microphone-Mafia“ auf der Bühne. Sie ist Mitbegründerin und Vorsitzende des Internationalen Auschwitz-Komitees, ist Ehrenvorsitzende der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes und bekam unter anderem 2012 vom damaligen Ersten Bürgermeister Hamburgs, Olaf Scholz, das Große Bundesverdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland überreicht.

Die Teilnahme an dem Online-Zeitzeugengespräch ist nur nach vorheriger Anmeldung bis spätestens 26. März 2021 möglich: Vorzugsweise per E-Mail an
zeitzeugen@weilburg-erinnert.de oder telefonisch unter 06471 – 42 99 113 (Anrufbeantworter vorhanden). Anmeldungen werden so lange entgegengenommen, bis die maximale Teilnehmerzahl  erreicht ist. Sollten ganze Schulklassen oder Kurse teilnehmen wollen, ist es nicht notwendig, dass sich jeder Schüler einzeln anmeldet, es genügt die Nennung der exakten Personenanzahl durch die Lehrkraft. Die Teilnahme ist kostenfrei, um Spenden zur Förderung der Vereinsarbeit wird jedoch ausdrücklich gebeten.

Veranstaltung in Kooperation mit:

Mit freundlicher Unterstützung durch:

Datum

29 Mrz 2021
Vorbei!

Uhrzeit

19:00

Kosten

Kostenlos
Kategorie
Weilburg erinnert e. V.

Veranstalter

Weilburg erinnert e. V.
E-Mail
info@weilburg-erinnert.de
Website
http://www.weilburg-erinnert.de